Kalender - Hessen:

 

====================== 

Meine Kalenderblätter

 

Für jeden Monat gibt es Geschichten und Geschichtchen, Wissenswertes, Ernsthaftes und Amüsantes aus dem Odenwald zu einem bestimmten Thema.

Wissenswertes und Interessantes über den Odenwald lesen Sie in der

 

 Odenwald-Saga

Suchen Sie Ausflugstipps für den Odenwald oder Städte, Parks, Burgen und Schlösser? Dann nutzen Sie doch das Stichwortverzeichnis! Mehr als 250 Tipps warten auf Sie!

Hier klicken!

Meine Homepage:

 

"Geschichten für JUNG und ALT!" 

 

Hier können Sie  alle Geschichten lesen.  Sie finden  hier auch Leseproben aus meinen Kinder- und Jugendbüchern!

Kindergedichte

-  Frühlingsgedichte

-  Sommergedichte

-  Herbstgedichte

-  Wintergedichte

 

aus längst vergangener

Zeit

Bauernregeln - ein uraltes Kulturgut:

 

  Januar bis März

  April bis Juni 

  Juli bis September

  Oktober bis Dezember

Besucherzaehler

Juni-Kalenderblatt: Stein-Geschichten

Stein-Geschichten

....................................

von Joachim Größer (2012)

 

In einem Kalenderblatt über Steine im Odenwald zu schreiben, ist etwa so, wie Eulen nach Athen tragen. Ich probier es trotzdem, denn Steine sind mächtig interessant, erzählen uns Geschichten aus der Geschichte und können als edle Steine so manches Frauenherz betören!

Der Geologe unterscheidet zwischen den Steinen (Gesteinen) und den Mineralien. Ein Stein besteht in der Regel aus verschiedenen Mineralien. So müsste man einen „edlen Stein“ eigentlich „edles Mineral“ nennen. Aber wenn Sie Ihrer Liebsten ein edles Mineral schenken, z. B. reinen Kohlenstoff, dann sagen Sie doch lieber Edelstein dazu. Ihre Angebetete könnte ja sonst meinen, sie bekäme einen Brennstoff geschenkt und nicht einen lupenreinen Diamanten.

Wie kommt es eigentlich, dass besonders das schöne Geschlecht sich mit schönen Steinen schmücken will? Schon in der älteren Altsteinzeit hängte man sich durchbohrten Flint (Feuerstein) um den Hals. Und aus der jüngeren Altsteinzeit fand man Ketten aus Muscheln, Perlen aus Kalkstein und Quarz. Bestimmt kommt es daher, dass Frauen schon immer einen besseren Sinn für Schönes und Geschmackvolles entwickelt haben. Stimmt doch, meine Damen? Oder?

Und der Geologe unterscheidet auch zwischen dem Vorderen oder Kristallinen Odenwald und dem Hinteren oder Buntsandstein-Odenwald. Wobei Sie das mit „Vorderen“ und „Hinteren“ nicht so ernst nehmen dürfen. Während der „Götzenstein“ mit seiner aus Granodiorit bestehenden Felsenburg zum Vorderen Odenwald gehört, ist der „Hardberg“ in Sichtweite (bei Siedelsbrunn) schon im Hinteren Odenwald anzusiedeln, denn hier steht als Gestein roter Buntsandstein an.

Granodiorit ist eine spezifische Art des Granits – so die Geologen. Sie können diesen Begriff „Granodiorit“ eigentlich sofort wieder vergessen. Allerdings sollten Sie einen Spruch nicht vergessen, der auf die Frage: „Woraus besteht Granit?“  von jedem Schüler meiner Generation gesagt werden konnte. Und so ging er: „Feldspat, Quarz und Glimmer, das vergess ich (n)immer!“

Die kleine „n“ war für uns ungeheuer wichtig. Selbst die schüchterne Susi und der Peter, unser Zappelphilipp brüllten mit allen anderen 40 Kindern in der Klasse: „… das vergess ich immer!“

Und unser Fräulein Lehrerin strahlte und belohnte ihre Klasse mit einem sagenhaft schönen Lächeln. Ja, damals gab es noch Fräuleins!

Allerdings bezweifle ich, dass wir damals wussten, dass Feldspat weiß oder rötlich, Quarz hell durchscheinend und Glimmer schwarz glänzend aussehen konnten.

Die gesamte Weschnitzsenke besteht aus Granit. Auf den Bergen oder an Hängen findet man häufig eine Anhäufung von großen Steinen. Der Geologe bezeichnet diese als Felsenburgen. Besonders große Felsenburgen sind als Naturdenkmale (ND) ausgewiesen. So ist der bereits erwähnte „Götzenstein“ eine solche „Burg“, andere wären das „Bügeleisen“ bei Rimbach/Kreiswald, der „Lindenstein“ auf der Tromm, die „Hundssteine“ auf der Juhöhe und die „Opfersteine“ zwischen Juhöhe und Kreiswald.

Wobei diese „Opfersteine“ nicht nur als ND, sondern auch in Wanderkarten als „KD“ (Kulturdenkmal) eingetragen sind. Finden wir doch in diesen großen Granitblöcken von Menschenhand geschaffene Vertiefungen, von denen einige Historiker meinen, dass sie für Kulthandlungen geschaffen worden seien. Andere bezweifeln dies und sprechen von einer natürlichen Entstehung.

So wie diese Felsenburgen in dem Odenwald zu den markanten Orten zählen, so wurden auch einzelne große Felsen mit Namen versehen. Ein treffliches Beispiel dafür ist das „Stennen Ros“ - auch „Steinerner Gaul“ genannt. Der Name „Gaul“ - „Ross“ rührt von der Gestalt des mächtigen Granitbrockens, der einem liegenden Pferd ähnelt. Nur eine alte kleine Tafel verkündet, dass hier bereits im Jahre 805, zurzeit Karl des Großen, dieser Stein als Grenzstein fungierte. Und wenn Sie zu dem „Gaul“ wandern, dann werden Sie mir garantiert beipflichten, diesen Grenzstein konnte keiner heimlich verrücken.

Aber auch kleinere Steine wurden als Grenzsteine genutzt. So findet man am Weg Juhöhe – Kreiswald einen Stein, der mit dem Kreuz als Grenzstein markiert wurde.

Ein Menhir (Hinkelstein) diente im nördlichen Odenwald (Menhir von Wersau) genauso als Grenzstein, wie die Abgelöststeine. Und beide „Steine“ verdienen es, näher betrachtet zu werden.

Der wohl bedeutsamste Hinkelstein ist der von Alsbach. Sein Alter wird auf 4.000 Jahre geschätzt und soll von den Jungsteinzeit-Menschen  über eine Entfernung von 2 km transportiert worden sein. Auch die Bergstraße hat ihr „Stonehenge“, denn dieser 3,5 Tonnen schwere Hinkelstein wurde so von unseren Altvorderen gesetzt, dass man mit Hilfe der Odenwaldberge wichtige astronomische Daten „ablesen“ konnte (Darsberg: Sonnenaufgang am 23.3. und 21.9.; Melibokus am 21.12.; Alexanderhöhe am 21.6.). Und damit dürfte dieser Menhir das älteste Bauwerk im Bereich Odenwald – Bergstraße sein!

Im Bereich Hildegeresbrunnen – Naturparkplatz „Wegscheide“ – Kapellenberg – Berg „Lärmfeuer“ stehen mehrere Abgelöststeine. Auf einer Geo-Punkt-Tafel am Hildegeresbrunnen steht die Erklärung: „Die Ländereien der Grundherren waren zersplittert und ihre Besitzverhältnisse nicht immer einfach ... Einen wiederholten Besitzerwechsel gab es auch an den Grenzen der Grafschaft Erbach ... Im Jahre 1461 musste der in Finanznöte geratene Erzbischof Diether von Mainz seine im Odenwald gelegenen Gebiete an den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz verpfänden. Die Kurpfälzer entschlossen sich, den Besitzerwechsel im Gelände anzuzeigen, indem sie Urkundensteine setzten.“

Eine steinerne Urkunde – das waren die Abgelöststeine. Und heute sind diese Steine ein einzigartiges kulturhistorisches Denkmal, das auch für spätere Generationen erhalten werden muss.

Einzigartig ist auch der „Verbotsstein“ in der Nähe von Olfen. (siehe Dezember-Kalenderblatt!)  Und erhaltenswert sind auch die Stundensteine, die man im Vorderen und Hinteren Odenwald an den alten Handels- und Verkehrswegen findet. Steinmetze haben die Wegstrecke bis zum nächsten Ort in ¼, ½ , ¾ und 1 Stunde angegeben. Grundlage für diese „Zeitmessung“ war die sogenannte Reisegeschwindigkeit einer Kutsche und die lag bei etwa 4,5 km/h. Oder aber wie beim Wegweiserstein auf der Tromm (nahe des Schardhofes - Gaststätte) wurde damit die Zeit angegeben, die ein Ochsengespann für diese Wegstrecke brauchte. Und da solch ein Steinmetz oftmals Analphabet war, zeichnete man ihm das, was er dann auf dem Stundenstein meißeln sollte, auf einem Papier vor. Und so konnte es geschehen, dass wir heute recht komische „N“ oder „e“ („E“) vorfinden, denn der Steinmetzt „verdrehte“ die Buchstaben. (z.B. Stundenstein zwischen Hammelbach – Parkplatz Wegscheide I) 

Über die Steine des Odenwaldes zu schreiben und dann nicht das sagenhafte Felsenmeer bei Reichenbach zu erwähnen – das wäre schon ein „großes Vergehen“. Die Entstehungsgeschichte dieser mächtigen Steinansammlungen erklärt die Sage. So im Hessenlexikon gefunden: „Der Überlieferung nach entstand das Felsenmeer durch den Streit zweier Odenwald-Riesen. Der eine hauste auf dem Feldberg, der andere ganz oben auf dem Hohenstein. Der bewarf nun in seiner Wut den Felsberger mit einer Unmenge riesiger Steine, die den Gegner schließlich unter sich begruben. Und unter diesem Meer aus Granitsteinen liegt er noch heute. Stößt man dort mit dem Fuß kräftig auf den Boden, so kann man den Riesen noch stöhnen hören.“ Und wie so üblich gibt es diese Sage in den verschiedensten Variationen – aber schön sind sie alle.

Den Römern war diese Sage garantiert unbekannt; sie standen auf den dunklen Odenwaldgranit, der eigentlich im geologischen Sinne kein Granit, sondern ein mittelkörniger Melaquarzdiorit ist. Auf dem Landweg brachten sie die Steine bis zum Rhein und von dort ging es auf Lastkähnen nach Mainz und Trier. Ein Stein war ein Exportschlager!

Wenn Sie zum Felsenmeer wandern, vermeiden Sie ein schönes Wochenende. Sonst kann es Ihnen geschehen, Sie sehen die Steine nicht vor all den vielen Menschen. Und allein die Riesensäule zu betrachten, sie zu „begreifen“ und zu bewundern, das ist schon eine Wanderung wert. (9,39 m lang, geschätzte 28 Tonnen – zum Vergleich: ein Kleinwagen wiegt etwa 1 t)

Dieser dunkle Melaquarzitdiorit war nicht nur bei den Römern begehrt, im 19. Jahrhundert war er ebenfalls ein Exportschlager. Als „schwarzer Odenwaldgranit“ wurde der Stein gebrochen, bearbeitet und in alle Welt als „edler“ Friedhofsstein verkauft.

Gegenüber dem Felsberg (mit dem Felsenmeer) erhebt sich ein vom Deutschen Alpenverein anerkannter Kletterfelsen – der Hohenstein. Er gehört mit dem Borstein (auch ein Kletterfels) und dem Teufelsstein zu einem Barytquarzgang, der hier die gewaltigen Klippen bildet. Auch wenn diese Felsen fürs Klettern freigegeben sind, so gilt das nur für erfahrene Bergsteiger. Vorsicht ist geboten, der letzte tödliche Unfall geschah hier erst vor wenigen Jahren!

Das älteste Gestein, welches wir im Odenwald finden, ist der „Böllsteiner Gneis“ – geschätzte ½ Milliarde Jahre alt. Goethe sagte garantiert noch Gneus zum Gneis. Aber unser Universalgenie, zu seiner Zeit war Goethe ein anerkannter und geschätzter Mineraloge, gab auch einem Mineral seinen Namen – dem Goethit.  Goethit besitzt einen Eisengehalt von 62% und wird deshalb auch Nadeleisenerz oder Brauner Glaskopf genannt.

Nicht Goethit sondern Kupfer wurde im sogenannten „Rimbacher Bergwerk“ 1775 bis 1777 gefördert. Ein „mächtig zutage ausstreichender Kupfergang“* wurde mit 20 Gewerken abgebaut. Und in alten Schriften fand man, dass in dieser Gegend „schon seit 1479 in der Almorsbach zwischen Heppenheim und Mörlenbach“* Bergbau betrieben wurde.

Kann man eigentlich Gold oder Silber im Odenwald finden? Gold nicht, aber Silber wurde seit dem Mittelalter abgebaut. Auch heute birgt der Odenwald noch Silber, aber um gewinnträchtig dies Silber zu gewinnen, müsste der Silberpreis noch gewaltig steigen. Und Edelsteine? Nein, die gibt es nicht – aber Halbedelsteine! Und da wäre jetzt der Granat zu nennen, ein braunroter Stein, härter als Quarz, ein sogenannter Schmuckstein. In meinem alten Knaurs Mineralienbuch von 1968 wird für Deutschland noch „Auerbach an der Bergstraße/Hessen“ als bedeutendes Vorkommen benannt.

Na dann –  ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Granatsuche! Und beim „Steineklopfen“ nicht auf die Finger hauen!

 

*  Text aus: Sammlung geologischer Führer; Odenwald – Verlag Borntraeger Berlin – Stuttgart 1985; Seite 57

Das Juli-Kalenderblatt heißt:  Geschichten vom Menschen 

(Um die Dia-Shows auf dieser Homepage zu sehen, benötigen Sie den Adobe Flash Player! Hier können Sie die neueste Version herunterladen!)

 

Bilder von den Orten, die im Kalenderblatt benannt sind:


Impressum | Datenschutz | Cookie-Richtlinie | Sitemap
© Sagenhafter Odenwald